Heide

Heide
Heide1 Sm "Nichtchrist" std. (8. Jh., Form 14. Jh.), mhd. heiden, ahd. heidan Entlehnung. Der älteste Stand im Althochdeutschen ist das Substantiv heiden und ein zugehöriges Adjektiv heidanisc, heitnisc, heidhanliih; dann wird ahd. heidan als Adjektiv gebraucht (vor allem in der Wendung heidanin gommane "Heidenleute, Heidenmänner"), als Suffixform setzt sich dabei mehr und mehr -in- durch. Beim Substantiv wird die Form dann als Plural aufgefaßt, und ein Singular der Heide gebildet. Das Wort ist offenbar übernommen aus dem Gotischen (belegt ist das Femininum gt. haiþnō) mit Umsetzung des für dieses Wort anzusetzenden langen ǣ zu ahd. ei, der normalen Entsprechung bei alten Diphthongen. Das gotische Wort ist aber seinerseits entlehnt aus gr. tà éthnē "die Heiden", eigentlich "die Völker", mit sekundärem Gebrauch für Einzelpersonen (das gt. -ai- stammt also nicht aus einem Diphthong). Vom Althochdeutschen ausgehend hat sich das Wort als Adjektiv * haiþina- zu den anderen germanischen Sprachen verbreitet. Bei Bedarf wurde aus dem Adjektiv ein Substantiv gebildet. Die Wendung "die Völker" bezeichnet zunächst bei den Juden die Nicht-Juden, später bei den Christen die Nicht-Christen, die germanischen Wörter sind dann nicht mehr durchsichtig. Adjektiv: heidnisch; Abstraktum: Heidentum. Wohl im Anschluß an Heidenlärm ist Heiden- teilweise als verstärkendes Vorderglied produktiv geworden (Heidenangst, Heidengeld).
   Ebenso ne. heathen, nndl. heiden, nschw. hedning, nisl. heiđingi.
Hoops, J. in: Aufsätze zur Sprach- und Literaturgeschichte (FS Braune ), Dortmund 1920, 27-35;
Zahn, Th. Neue kirchl. Zs. 10 (1899), 18-43;
Hoops, J. FS Braune (1920), 30f.;
Krogmann, W. ZDPh 59 (1934), 209-229;
Wissmann, W. JEGP 14 (1938), 46;
Altauer, B. Zs. f. Kirchengeschichte 58 (1939), 130-141;
Jochems, J. J. FS L. C. Michels. Hrsg. H.Hofstede, M. C.A van der Heijden (Nijmegen 1958), 136-144;
Seebold, E. BGDSL-T 93 (1971), 29-45;
Harmening (1979), 273-292;
Mazzuoli Porru, G. GS Scaffidi Abbate (1983), 251-260;
Röhrich 2 (1992), 688;
RGA 14 (1999), 142f. gr.
Heide2 Sf "unbebautes Land" std. (10. Jh.), mhd. heide, ahd. heida, as. heiđa, hēđa Stammwort. Aus g. * haiþ(ǣ)i- f. "Wildland", auch in gt. haiþi, anord. heiđr, ae. hǣþ. Außergermanisch vergleicht sich kymr. coed "Wald", l. caedes in der Bedeutung "Aushauen" (von Hecken usw.), sonst "Niedermetzeln u.ä.". Als "nutzbares Wildland" ("das Auszuhauende") zu l. caedere "abhauen, niederschlagen", unerweitert in mndl. hei(d)en "feststampfen".
   Ebenso nndl. hei(de), ne. heath, nschw. hed, nisl. heiđi. Zur Verwandtschaft des lateinischen Wortes s. dezidiert. S. Heide2, Heidelbeere, Heidschnucke.
Trier, J. ALV 1 (1949), 63-103;
Seebold, E. in Mayrhofer/Peters/Pfeiffer (1980), 455f. indogermanisch iw.
Heide3 Sf "Heidekraut" erw. fach. (11. Jh.), mhd. heide, ahd. heida, as. heiđa, hēđa Stammwort. Aus wg. * haiþjō f. "Heidekraut", auch in ae. hǣđ; vermutlich eine Zugehörigkeitsbildung zu Heide2 durch Thematisierung (*haiþj-ō-).
Wolff, L. ZDA 105 (1976), 255-257. westgermanisch s. Heide1, s. Kraut

Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache. 2013.

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